Beim Kinderarzt: Die wichtigsten Fragen
Der Kinderarzt ist im Prinzip ein Hausarzt für Kinder und Jugendliche. Er berät bei Beschwerden und Krankheiten. Bei komplexeren Problemen verweist er eventuell an Spezialisten oder spezialisierte Kliniken, beispielsweise an einen Kinderhautarzt. Die zweite Aufgabe von Kinderärzten besteht darin, die gesunde Entwicklung von Babys, Kleinkindern, Kindern und Teenagern zu überprüfen. Das geschieht in 11-14 Vorsorge-Untersuchungen.
Wie finde ich den richtigen Kinderarzt?
Einen guten Kinderarzt oder eine gute Kinderärztin zu finden, zu denen man ein Vertrauensverhältnis aufbauen kann, ist gar nicht so einfach. Genau wie bei anderen Ärzten auch, holst du dir am besten Informationen aus möglichst vielen Quellen:
Frage Freunde und Familienmitglieder mit Kindern nach Tipps.
Suche im Internet nach Kinderärzten in der Nähe - wenn dein Kind krank ist, werdet ihr froh über kurze Wege sein.
Schau dir die Webseiten der in Frage kommenden Ärzte an. Diese sagen oft viel über Werte und Einstellung einer Kinderarztpraxis aus.
Einträge in Bewertungsportalen liefern ebenfalls nützliche Hinweise.
Du solltest dich schon während der letzten Schwangerschaftswochen nach einem Kinderarzt umhören, da die U2 (die zweite Vorsorge-Untersuchung) schon 3-10 Tage nach der Geburt stattfindet. Wenn du das Krankenhaus schon früh verlässt, wird diese Untersuchung nicht mehr in der Klinik gemacht.
Was tun bei akuten Notfällen?
In lebensbedrohlichen Notfällen muss der Notarzt gerufen werden: 112
Zu solchen Notfällen zählen insbesondere:
Schwere Atemnot
Bewusstlosigkeit länger als eine Minute
Schwere Krampfanfälle
Starke, nicht zu stoppende Blutungen
Großflächige Verbrennungen
Bis der Notarzt eintrifft, solltest du Erste Hilfe leisten.
Wenn dein Kind etwas gegessen oder getrunken hat, bei dem du dir nicht sicher bist, ob es giftig ist, kannst du den Giftnotruf fragen: 030-19240
Falls kein Notarzt erforderlich ist, oder du dir nicht sicher bist, kannst du zunächst auch den ärztlichen Bereitschaftsdienst anrufen: 116 117
Wann sollte mein Baby oder Kleinkind zum Arzt?
Natürlich machen sich insbesondere frischgebackene Eltern schnell Sorgen um ihren Schatz. Man will sein Kleines jedoch auch nicht wegen jeder harmlosen Erkältung zum Kinderarzt bringen. Wann also muss dein Kind zum Arzt?
Bei diesen Anzeichen ist ein Besuch beim Kinderarzt unbedingt notwendig:
Starke Hautausschläge
Ohrenschmerzen
Eitrige Mandeln
Plötzlicher, bellender Husten
Atemnot
Schmerzen beim Wasserlassen
Blut im Urin oder Stuhl
Teilnahmslosigkeit oder Verwirrtheit (nicht ansprechbar)
Steifer Nacken (Kopf kann nicht nach vorne oder hinten gebeugt werden)
Krampfanfälle
Ab wann sollte mein Kind mit einer „Grippe“ zum Arzt?
Kinder bekommen sehr häufig grippale Infekte wie Husten oder Schnupfen. Laut den Experten der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ist ein Infekt pro Monat durchaus noch im normalen Bereich. Oft kommt es bei solchen Erkältungen zu Fieber, auch das ist bei Kindern ganz normal. Wegen eines grippalen Infekts, auch mit Fieber, muss typischerweise noch nicht der Arzt aufgesucht werden. Kommt es während des Infekts jedoch zu einem der gerade genannten Warnzeichen, ist ein Arztbesuch notwendig. Außerdem sollte in folgenden Fällen der Kinderarzt hinzugezogen werden:
Das Fieber steigt auf 40°C.
Dein Baby ist unter drei Monaten alt und hustet oder hat Fieber.
Dein Kind ist teilnahmslos.
Dein Kind hat länger als drei Tage Fieber.
Die Erkältung hält länger als eine Woche an.
Es kommen Durchfall oder Erbrechen hinzu.
Wenn du dir unsicher bist, kannst du auch erst einmal in der Kinderarztpraxis anrufen. Außerhalb der Sprechzeiten kannst du den ärztlichen Bereitschaftsdienst konsultieren: 116 117
Was mache ich, wenn mein Kind ansteckend ist?
Alle Infektionskrankheiten sind ansteckend. Es handelt sich dabei um Krankheiten, die durch Mikroorganismen übertragen werden. Kinder sind vor allem von den sogenannten Kinderkrankheiten und von Grippe oder grippalen Infekten betroffen. Auch Würmer und Läuse können auf andere Menschen übertragen werden.
Bei einem grippalen Infekt sind die kleinen Patienten so lange ansteckend, wie es noch niest, schnupft oder hustet. Läuse können übertragen werden, solange sich noch Läuse oder Nissen in den Haaren befinden. Frage bei Würmern oder Kinderkrankheiten den Kinderarzt, wie lange dein Kind ansteckend sein wird.
Während dein Kind ansteckend ist, sind folgende Maßnahmen angebracht:
Mit Würmern oder einer Kinderkrankheit musst du zum Kinderarzt. Ruf vorher an und gib Bescheid, damit die Praxis Vorkehrungen treffen kann - so werden keine anderen Kinder im Wartezimmer angesteckt.
Dein Kind darf nicht in die Kita oder den Kindergarten gehen. Übrigens dürfen Eltern pro Kind 10 Tage im Jahr (Alleinerziehende 20 Tage) von der Arbeit freigestellt werden, um das kranke Kind zu pflegen. In dieser Zeit erhält man Krankengeld. Eine ärztliche Bescheinigung ist dafür notwendig.
Alle Familienmitglieder sollten sich regelmäßig die Hände mit Seife waschen, insbesondere nach Kontakt mit dem kranken Kind. Am häufigsten übertragen sich Infektionen nämlich über die Hände.
Eventuelle Geschwisterkinder sollten dem kranken Kind möglichst fern bleiben, da ihr Immunsystem noch nicht so ausgereift ist wie bei Erwachsenen.
Wann sind die Vorsorge-Untersuchungen für Babys und Kinder?
Bei den Früherkennungs-Untersuchungen wird zunächst in kurzen und dann immer größeren Abständen die gesunde Entwicklung deines Kindes überprüft. Sie werden von der Krankenkasse bezahlt - allerdings nur, wenn die entsprechenden Zeiträume eingehalten werden. Am besten trägst du dir alle Vorsorge-Untersuchungen und Impftermine gleich in einen Kalender ein oder druckst sie dir aus.
Der Kinderarzt kontrolliert dabei zunächst die körperliche und später auch die psychische und soziale Entwicklung des Kindes, zum Beispiel ob es normal sprechen lernt. Für Babys gibt es die U1-U6, für Kleinkinder die U7 und U7a und für Schulkinder die U8-U11 sowie J1 und J2.
Du kannst an diesen Terminen auch alle Fragen oder Sorgen ansprechen, die du zur Entwicklung deines Kindes eventuell hast.
Impfungen sind zunächst nicht Teil der Vorsorgeuntersuchungen, viele Impftermine können jedoch mit den U-Untersuchungen kombiniert werden.
Zeitpunkte und Schwerpunkte der U-Untersuchungen
U1 - direkt nach der Geburt. Größe, Gewicht, Herz, Puls, Atem, Reflexe, Hören, Blut-pH im Nabelschnurblut, Gabe von Vitamin K.
U2 - 3-10 Tage alt. Größe, Gewicht, Haut, Hüfte, Blutuntersuchung, Gabe von Vitamin K und eventuell Vitamin D und Fluorid.
U3 - 3-4 Wochen alt. Größe, Gewicht, Hüfte, Reflexe, Hoden, Organe, Haltung von Körper und Kopf, Sehen, Gabe von Vitamin K.
U4 - 2-3 Monate alt. Größe, Gewicht, Hüfte, Organe, Sehen, Hören, Fontanelle.
U5 - 5-6 Monate alt.
U6 - 9-11 Monate alt. Größe, Gewicht, Sprachentwicklung, Körperbeherrschung, Beweglichkeit.
U7 - 1-4 Monate vor dem 2. Geburtstag. Größe, Gewicht, Sprachfähigkeit, Sozialverhalten, Laufen, Zähne.
U7a - 1-3 Monate vor dem 3. Geburtstag. Größe, Gewicht, Sehen, Allergien, Sprachfähigkeit.
U8 - 0-6 Monate vor dem 4. Geburtstag. Größe, Gewicht, Sozialfähigkeiten, Hören, Sehen, Bewegungskoordination, Blutdruck, Urin.
U9 - 0-3 Monate nach dem 5. Geburtstag. Größe, Gewicht, Schulreife, Blutdruck, Urin, Feinmotorik, Sehen, Hören, soziale und geistige Fähigkeiten.
(U10 - 7-8 Jahre alt). Lesen, Schreiben, Aufmerksamkeit, geistige Entwicklung. (Achtung: Wird nicht von allen Krankenkassen gezahlt, vorher nachfragen!)
(U11 - 9-10 Jahre alt). Geistige Entwicklung, soziales Verhalten, Kiefer und Zähne. (Achtung: Wird nicht von allen Krankenkassen gezahlt, vorher nachfragen!)
J1 - 12-15 Jahre alt . Körperliche Entwicklung, Orthopädie, Empfängnisverhütung, eventuelle familiäre oder schulische Probleme, Drogen-Prävention.
(J2 - 16 bis 17 Jahre alt). Rundum-Check, Entwicklung zum Erwachsenen, eventuelle sexuelle Probleme. (Achtung: Wird nicht von allen Krankenkassen gezahlt, vorher nachfragen!)
Welche Kinderkrankheiten und Impfungen gibt es?
Auch Erwachsene können Kinderkrankheiten bekommen. Weil jedoch in der großen Mehrheit der Fälle Kinder betroffen sind, heißen diese ansteckenden Krankheiten Kinderkrankheiten.
Heute sind gegen alle Kinderkrankheiten Impfungen verfügbar. Dein Kind muss also bei frühzeitiger und vollständiger Impfung nicht unter diesen Krankheiten leiden. Gleich aus mehreren Gründen ist die Impfung gegen Kinderkrankheiten sehr wichtig:
Kinderkrankheiten sind keineswegs harmlos. Je nach Infektion kann es zu schweren Komplikationen kommen, die bis hin zur Behinderung oder sogar zum Tod reichen.
Mit Impfungen schützt du nicht nur dein eigenes Kind, sondern auch andere Menschen. Personen mit bestimmten Krankheiten können sich nämlich nicht impfen lassen. Sie müssen darauf vertrauen, dass die Menschen in ihrem Umfeld geimpft sind und sie nicht anstecken. Auch Säuglinge, die noch zu jung für die Impfung sind, werden so geschützt.
Wenn sich genügend Menschen impfen lassen, können Krankheiten vollständig ausgerottet werden. Das ist beispielsweise mit Pocken schon gelungen.
Impfungen sind sehr sicher. Die Nebenwirkungen beschränken sich normalerweise auf eine Rötung und Schwellung an der Einstichstelle und eventuell Fieber und Unwohlsein. Komplikationen wie eine allergische Reaktion sind äußerst selten - viel seltener als Komplikationen bei den Kinderkrankheiten.
Aus all diesen Gründen empfehlen alle Experten die Impfungen gegen Kinderkrankheiten (zum Beispiel das Robert-Koch-Institut, die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, die WHO…).
Vor diesen Krankheiten kannst du dein Kind durch Impfungen schützen:
2 Monate alt (zweite Impfung mit 3 Monaten, dritte Impfung mit 4 Monaten, vierte Impfung mit 1 Jahr, fünfte Impfung mit 5 Jahren): Kombiimpfung gegen Diphtherie, Hepatitis B, Hib, Keuchhusten, Polio, Tetanus.
2 Monate alt (zweite Impfung mit 3 Monaten, dritte Impfung mit 4 Monaten): Impfung gegen Pneumokokken.
2 Monate alt (zweite Impfung mit 3 Monaten) Schluckimpfung gegen Rotaviren.
1 Jahr alt (zweite Impfung mit 1,5 Jahren): Kombiimpfung gegen Mumps, Masern, Röteln und Windpocken.
1 Jahr alt: Impfung gegen Meningokokken C.